»Und ihr sagt mir, Freunde, daß nicht zu streiten sei über Geschmack und Schmecken? Aber alles Leben ist Streit um Geschmack und Schmecken!« (F. Nietzsche)
Plötzlich und unerwartet – Geschmacksirritationen
Sonntag Nachmittag, kurz nach einem geschmacksneutralen Mittagessen. Mein Vortrag, dass zum Geschmacksbild eines Mahles neben anderen sensorischen Reizen, die orale Geschmacksempfindung und die retronasale Geruchsempfindung gehören, stiess auf taube Ohren. ‚Alles reine Geschmackssache‘, knurrte sie nur.
Die Wohnung meiner neuen Bekanntschaft war geschmackvoll eingerichtet. Da standen diverse Liköre in den verschiedensten Geschmacksrichtungen im Regal. Um allerdings die Geschmacksunterschiede zu bestimmen, musste man diese süsse Zeug wirklich mögen. ‚Zum Likör ein wenig Musik,‘ schlug ich vor. Sie öffnete ihren Wandschrank. ‚Sag mir welche Musik du hörst und ich sag dir wer du bist,‘ murmelte ich vor mich hin. Sprachlos, in Gedanken raste das Wort Geschmacksverirrung durch meine Windungen, lachten mich Kuschelrock 1 bis 35 an. Ich durfte eine Nummer zwischen 1 und 35 wählen. Das war mir dann doch zu abgeschmackt. Über Geschmack kann man streiten oder ihn ein wenig ertragen, es gibt aber Grenzen! Ich zog von dannen, aber mit Schmackes.
Es war schon immer etwas teurer, keinen Geschmack zu haben.
»Die Göttlichkeit drückt sich aus durch den Einzelnen, der dem Durchschnittsgeschmack zuwiderhandelt.« (Antoine de Saint-Exupéry)